Neulich beim gemütlichen Zusammensitzen fragte unser Creative Director Mario, ob wir schon einmal etwas von der chinesischen Handwerkskunst "Kintsugi" gehört hätten. Auf unser „Nein“ hin zeigte er uns das Bild eines einst zerbrochenen Porzellantellers, der mit einem goldfarbenen Lack wieder zusammengefügt wurde. Wir blickten auf die feinen Linien der Bruchstellen und fanden deren Betonung durch die goldene Farbe durchaus ansprechend. „Sieht nett aus“, sagten wir, woraufhin Mario lächelte. Nur fünf Minuten später hatte er unser „nett“ in etwas Faszinierendes verwandelt. Wie er das geschafft hat? Ganz einfach: mit einer richtig guten Geschichte.
Die Geschichte, die Mario uns erzählte, machte uns erst verständlich, worum es bei Kintsugi wirklich geht: nämlich nicht um die Bruchstellen an sich, sondern um den Umgang mit ihnen. Sie werden nicht beseitigt, sondern bewusst in einem aufwändigen Prozess betont. Das Unvollkommene gewinnt dadurch an Kraft und Schönheit. Metaphorisch gesehen ist dies eine Erinnerung daran, unsere Bruchstellen und Makel anzunehmen und als wichtigen Teil unserer Geschichte und Selbstwerdung zu betrachten.
So wird Handwerk zu Philosophie. „Nett“ zu „wow“ und ein Produkt zu etwas Unvergesslichem. Wir nennen das Storytelling. Eine gute Geschichte macht Marken und Produkte erfahrbar, schafft Raum für Emotionen und bleibt im Gedächtnis. Das bestätigen nicht nur wir aus Erfahrung, sondern auch zahlreiche Studien, die sich mit der Wirkungsweise von Storytelling befassen. Und natürlich die vielen Marken und Produkte, denen wir uns seit Kindheitstagen verbunden fühlen oder gerade erst verfallen sind.
Keine Frage: eine zielsichere Strategie, einzigartiges Design und relevanter Content sind entscheidend für den Markenerfolg. Aber der Rest ist Geschichte.